Friday, July 27, 2007

Reality versus Disney

Gerade eben verbrachte ich den typischen Abend eines deprimierten Singles (nicht dass ich deprimiert wäre, nur zu müde zum weggehen, muss an meinem Alter liegen):
Eine romantische Liebeskomödie, Chips und einen selbstgemachten Schoko-Banane-Milchshake. Meistens bemitleidet man sich während des Filmes und hasst alle Männer, die einem je über den Weg gelaufen sind, da sie sich ja doch früher oder später als absolut falsch herausgestellt haben. Und zwar in jeder Lebenslage. Sei es der total unfähige Schuhverkäufer, der einem zu dem Kauf dieser absolut unbequemen und hässlichen Schuhe überredet hat oder der Arsch, der einen hochschwanger sitzen ließ, da er "die Verantwortung noch nicht tragen kann".
Da ich - wie oben schon erwähnt- nicht zu dieser traurigen Sorte Singles gehöre (schließlich bin ich noch unter 30, das Leben liegt noch vor mir), genoss ich den Film, kam aber ins Grübeln. Denn, betrachtet man die Sache mal genau, sind doch eigentlich jene Geschichten, die wir so gerne lesen oder sehen, Ursache des eigentlichen Übels.
Welches Mädchen (bei Jungs kenn ich mich nicht so genau aus) liest nicht im Alter von spätestens 14 die erste Liebesgeschichte, die natürlich nach einigen Höhen und Tiefen gut ausgeht? Welches Kind vergöttert Disneyfilme nicht? Auch dort das selbe Schema: Mädchen trifft Junge, beide mögen sich, es kommt eine Hürde, großes Drama mit Happy End und einem Happily ever after.
Ich sah meinen ersten Disneyfilm mit ca. 3 Jahre. Ariell. Mein Gott, Eric war schon wirklich nicht schlecht, wenn man mal vergisst, dass er gezeichnet war (allerdings war mein Favorit Prinz Philippe). Und obwohl die Hexe Ursula alles dran setzt, die beiden zu trennen, führt der Kuss der wahren Liebe sie doch zusammen.
Wir alle kennen Cinderella oder Dornröschen: Immer siegt die Liebe.
Falls ihr dann doch lieber ein aktuelleres Beispiel wollt, dann nehmt zum Beispiel Shrek! Da verliebt sich die wunderschöne Prinzessin in einen Oger (fast so ein bisschen wie in Die Schöne und das Biest). Wieder triumphiert das glückliche Schicksal über all das Böse in der Welt.

Ist es denn ein Wunder, dass so viele Mädchen mit völlig verklärten Erwartungen aufwachsen? Durch Bücher und Bildstreifen verseucht warten sie auf ihren Mr. Right oder Mr. Charming und jede noch so bittere und herbe Enttäuschung wird doch Hoffnung aufgewogen. (Kleines Zitat für Zwischendurch: Die Hoffnung ist grausam und eitel, hat kein Gewissen.)
Lernen sie jemanden kennen, setzten sie einfach die rosarote Brille auf, und sehen automatisch all das, was Disney und Co ihnen schon Jahre lang versprochen haben. Das geht solange gut, bis der jeweilige Herr der Schöpfung es schafft, mit seiner Rohheit, Taktlosigkeit und seinem Egoismus durch den Gefühlsdunst zu dringen. Und puff, schon hat sich Mr. Awesome in Mr. Awful verwandelt.
Natürlich treffen Mädchen von Zeit zu Zeit den Richtigen. Doch auch hier gibt es endlose Gefahren: Meistens erkennen sie ihn schlicht nicht, bis es zu spät ist. Denn irgendwie ist er so ganz anders als in all den Büchern, die sich in den Regalen stapeln. Und erst wenn er weg ist, merken sie, dass nicht er falsch war, sondern die Bücher! Oder sie können ihr Glück nicht fassen und versuchen erst gar nicht, diesen wundervollen Mann von ihren Qualitäten zu überzeugen; schließlich ist er einfach zu gut um wahr zu sein. Und so warten sie vergeblich, dass er den ersten Schritt tut - die Männer in den Büchern und Filmen tun das schließlich auch immer, wenn sie eine Frau wollen. Prima.

Klar, ein paar von uns haben tatsächlich das unfassbare Glück ihren perfekten Mann zu finden und mit ihm ihr ganz persönliches Märchen zu leben. Und auch wenn es manchmal so wirkt, als würden wir euch hassen, so wünschen wir euch doch im innersten unseres Herzen alles Gute.

Denn letztendlich sind es diese Frauen, die uns zeigen, dass an so manchen Geschichten doch ein Fünkchen Wahrheit sein muss...

So verbringe ich also meinen Freitagabend. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich eigentlich zuerst auf eine private Party gehen wollte und später noch auf ein Open-Air fahren wollte, nur geht mir die Energie aus. Und Sonntag muss ich wieder den ganzen Tag nach München, WGs jagen (hier ist es euere Aufgabe, mir ganz fest die Daumen zu drücken, damit meine Mutter endlich wieder schlafen kann und ich im Oktober nicht unter der Brücke pennen muss).

Falls ihr noch wissen wollt, welcher Film mich dazu trieb, diesen Artikel, der übrigens mit einem Zwinkern verfasst wurde, über feindselige Medien zu schreiben, so wisset denn: Hitch, der Date Doctor.

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