Tuesday, October 20, 2009

Das ist doch albern!

Liebe Freunde aufgepasst: bevor ich euch von dem tollen Wochenende mit Pfanni berichte, gibts ein paar Übungen für eure Lachmuskeln.


Der heutige Tag fing übel an und hörte nicht besser auf. Eine Anreihung von Missgeschicken und Seitenhieben meines Schicksals, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Und wenn manch einer beim Lesen denken möge: typisch Sasi, dann kann ich euch leider nur zustimmen:

Ich erwachte mit Fresher's Flu, der Grippe, die hier seit drei Wochen am Campus grassiert... leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und totale Müdigkeit wollten mich ans Bett fesseln, dabei hatte ich doch fest vorgehabt, in die Bib zu gehen! Aber selbst ich Sturkopf musste einsehen, dass das keine gute Idee ist. Also setzte ich mich pflichtbewusst mit einer Tasse Tee an den Schreibtisch und las ein paar Dokumente aus dem 17. Jahrhundert (was besser als erwartet ging, so schwer ist das gar nicht!). Danach schlief ich erschöpft ein um passend zum Mittagessen aufzuwachen. Zumindest dachte ich in meiner Kunfusheit, dass es passend wäre und lies mir alle Zeit der Welt beim Kochen. Zu spät fiel mir dann ein, dass ich ja gar nicht auf die Studiobühne, sondern ins Rutherford College musste - was am komplett anderem Ende vom Campus liegt. Also hab ich das Essen mehr oder weniger in mich reingestopft und mich losgestiefelt. Natürlich bemerkte ich erst nach dem halben Weg, dass ich meinen Gerhard Hauptmann zurückgelassen hatte und so gings wieder zurück um dann nicht mehr zu stiefeln, sondern zu laufen. Es folgte ein 5stündiges Seminar über "Die Weber" und den Deutschen Naturalismus. Gähnend langweilig für mich, aber immerhin konnte ich glänzen (einerseits mit Wissen, andererseits wegen dem Fieber). Auf der Studiobühne (wo wir dann später doch waren) war es bibberkalt wie immer und obwohl ich echt dick eingepackt war, hab ich total gefroren. Wirkte natürlich als Mutter Baumert in der Weberkäte sehr gut -überhaupt meine ganze kränkliche Erscheinung war der Rolle sehr zuvorkommend. Aber ich hätte echt alles für mein Bett gegeben!
Nun denn, irgendwann sind auch fünf Stunden um und endlich war es Zeit für -die Bib! Yay! Für mein Paper, das bald fällig ist, hatte ich mir 17 Bücher rausgesucht, die ich mit heimnehmen wollte um sie morgen zu studieren. Ich hab sogar, ganz untypisch für mich, sofort die Standorte der Regale gefunden. Da war ich doch auf einmal ganz zufrieden mit mir und der Welt bis ich die Bücher nicht fand. Und zwar nicht nur eins oder zwei, sondern 16! Einfach. Nicht. Da. AAAAAAAAARGH! Wie ich so bin zweifelte ich erst mal an mir und meiner Fähigkeit, Zahlen richtig zu lesen oder zu finden. Ich suchte also mehr oder weniger die gesamte Abteilung nach den blöden Büchern ab. Nada. Ich fand drei andere geeignete, die ich dann schließlich -deprimiert und resigniert- mitnahm. Auf dem Weg nach Hause beschloss ich noch schnell Käse (für die Spaghetti) und Schokolade (für meine Seele) zu kaufen und so wurde es noch später, bis ich endlich daheim war.
Da setzte ich mich erst mal an den Computer um nochmal im OPAC nach den verdammten Büchern zu suchen. Es dauerte nicht lange, bis ich des Rätsels Lösung fand: Die Schmöker stehen in einer Extraabteilung im vierten Stock in einem extra Raum in den man nur zu extra Zeiten kann. Aha. Und wieso zum Henker haben sie dann die gleiche Signatur wie alle anderen auch? Kann man das nicht kennzeichnen? Offensichtlich nicht. Na gut. Der Raum wäre eh schon geschlossen gewesen und so sehe ichs positiv: Hab ich doch glatt drei extra Bücher gefunden.
Mittlerweile hatte ich dann auch Hunger und so ging ich in die Küche, um meine Spaghetti zu kochen. Als die Nudeln im Wasser waren, merkte (wow, das ist echt krass... mein Deutsch geht komplett flöten! Das war jetzt schon das vierte Wort, das mir nur auf Englisch einfiel und ich musste echt "leo" beanspruchen!) ich, dass ich mein Buch oben vergessen hatte. Im Zimmer wiederrum bemerkte ich eine gewisse Kälte, die auf mein offenes Fenster zurückzuführen war. Als ich es schließen wollte, drehte ich ausversehen den Henkel, sodass er blockierte. Diese Blockade kann man leider nur mit dem Schlüssel lösen, der mir natürlich prompt aus dem Fenster in die Schwärze der Nacht fiel. Also kramte ich aus dem hinterletzten Winkel meines Zimmer eine kleine Taschenlampe hervor und rannte ums Haus um ein bisschen im Dreck zu wühlen. Das tat ich natürich mit der mir eigenen Eleganz. Immerhin war ich erfolgreich! Auf dem Weg zur Haustür zurück ließ ich dann die Taschenlampe fallen, die auseinanderfiel und die Batterien in alle Richtungen versprengte. Nochmal in der Kälte am Boden rumkriechen... Aber auch die hatte ich relativ schnell eingesammelt und kam gerade rechtzeitig zurück in die Küche um die Nudeln abzuseiern. Inzwischen war ich von mir selbst gut genervt, aber als ich dann die heißen Spaghetti mit der guten Gemüsesauce und dem geriebenen Käse, der schön schmolz, vor mir sah, gings mir gleich besser -zumindest solange, bis ich die erste Gabel voll im Mund hatte. Igitt! Irgendwas war total falsch. Angewidert schluckte ich runter und fand schnell das Übel: der gekaufte Käse hat nur 50% Fettgehalt und schmeckt echt eklig. Gut, dass ich immer viel auf meine Nudeln tu. Noch besser, dass ich Student bin und es mir nicht leisten kann, Essen wegzuschmeißen (mal abgesehen von den ethnischen Gründen, die mich von sowas abhalten)! Also hab ich verdammt noch mal alles aufgegessen und meine Stimmung, die eh schon "grantig" war auf unterirdisch katapultiert. Ich weiß nicht, wieso es dies Tage geben muss, wo alles schief läuft.

Nun zu dem Wochenende mit Pfanni! Es war VOOOOOOOLL TOOOOOOOLL! Und sehr albern! (Stinkesau!) Neben einem schönen Ausflug nach Withestable (von Kennern wie uns auch Whistlebee genannt) und natürlich Canterbury floss auch der Alkohol in Strömen... Blamiert hab ich mich dabei nur einmal (oder Pfanni?! Ich kann mich nur an einmal erinnern...): Wir standen in der Schlange zur Venue an. Zumindest dachten wir das. Also wir dann nämlich bald an der Reihe gewesen wären, bemerkten wir, dass wir an einem Geldautomaten anstanden (kann ja mal passieren). Als ich mich also rausschleichen wollte, bemerkten die beiden Jungs hinter mir, die im übrigen nur sehr enge Radlerhosen trugen, dass ich wohl meinen Fehler nicht bemerkt habe, weil ich zu beschäftigt damit gewesen wäre, auf ihre Körpermitte zu starren (was ich NICHT habe!). Ich bewegte mich also Schritt für Schritt rückwärts weg und überlegte noch nach einer schlagfertigen Antwort -bisher war ich zu "I, um, I, no, really, I..." gekommen- als ich rücklings über irgendwelche Hindernisse fiel und auf dem Rücken auf der Straße landete. Sehr geschickt gemacht, Sasi. Immerhin hatte ich mich so aus der Affäre gezogen, wenn auch etwas weniger wortgewandt als geplant. Wohlbemerkt: das war bevor ich Alkohol getrunken hatte!

Bilder von dem schönen Wochenende gibts auf Facebook zu sehen! Genauso übrigens von meiner neuen Frisur, die ich mir spontan am Freitag zugelegt hab :)

Cheers.

Thursday, October 15, 2009

Leben am Campus

Es ist kaum zu glauben, aber am Samstag bin ich schon vier Wochen hier! Mittlerweile ist meine Euphorie (OMG! Ich bin England! Wooohooo!) etwas abgeklungen, ich hab mich eingelebt, eine Routine hat sich eingestellt, aber: I still love it! Das von mir anfangs so gefürchtete Heimweh hat sich gar nicht eingestellt (obwohl ich euch alle natürlich schrecklich, schrecklich vermisse!)...

So beschloss ich sodann, euch mal eine typische Woche zu beschreiben:

Montag:
Ich wache um ca. 7:40 auf, schaue auf die Ohr, verdrehe genervt von mir selbst die Augen und dreh mich noch mal um. Zweiter Versuch gegen 9 Uhr wird gestattet und so erhebe ich mich aus dem Bett, falle wahlweise über meinen Rucksack oder mein zweites Kissen am Boden, hau mir sämtliche Ellenbogen an und lande irgendwann in der Dusche. Mit Glück sogar mit Handtuch.
Danach bin ich wach, hol mir Frühstück (KABA! Und einen Marmeladentoast oder Müsli)und setz mich an mein Unizeug. Irgendwann mach ich Mittagessen und danach folgt oft ein Mittagsschlaf (weil lesen ja so anstrengend ist! Markieren tu ich ja auch noch!), woraufhin ich wieder lese oder Freunde treffe. Nach dem Abendessen gehts auf zum großen Unichor, der so ca. 200 Seelen zählt und viel Spaß macht... Danach ratsche ich meistens noch mit den Leuten und daheim schlaf ich dann friedlich ein.

Dienstag:
Ich wachte um ca. 7:40 auf und hieve mich diesmal gleich beschwingt aus dem Bett. Da der Schreibtisch gleich gegenüber steht, komm ich meistens ohne große Blessuren an. Erst mal Computer an und die neue How I met your mother Folge her. Bevor ich aber das schauen anfang, hol ich mir natürlich mein Frühstück. Dann wird entspannt. Und das gleich doppelt, denn danach folgt The Big Bang Theory. Dann betätige ich mich akademisch, kühle mich beim duschen ab und schon ist es Zeit zum kochen. Meistens fällt das Dienstag etwas hektisch aus, denn um 14 Uhr ist ja schon mein erstes Seminar! Bzw. Workshop. In zwei Stunden erarbeiten wir uns auf der Bühne jeweils Extrakte aus jeweils zwei naturalistischen Dramen, die wir in der Woche zuvor (hoffentlich) gelesen haben. Ohne verzögerung geht der Workshop über in das Seminar, in dem dann alles noch mal analysiert wird und mit den Infos, die wir aus dem Further-Reading-Material haben, unterfüttert. Das ganze findet unter Jaynes Aufsicht statt, mit der nicht zu spaßen ist, obwohl ich mit ihr echt gut klar komm. Aber merkt euch: gekichert wird nicht. Immerhin gehen wir hier fünfmal gemeinsam ins Theater, auch nach London rein (The York Realist in den Riverside Studios London war PHANTASTISCH!). Nach vier Stunden ist mein Hirn ausgewrungen und ich wanke nach Hause. Dienstags bin ich meistens zu nicht viel zu gebrauchen; doch keine Müdigkeit vorteuschen: Weiter zu den Musical-Proben! Dann: SCHLAF!

Mittwoch:
Fängt ungefähr so wie Montag an. Eigentlich läuft er auch wie Montag ab. Meistens wasche ich hier meine Wäsche, weil da in der Laundry Hall nicht viel los ist (oder besser ausgedrückt: weniger als sonst).
Abends gehts dann statt zum Chor zum Irish Dancing. Ja, ihr dürft lachen, denn ich bin sicher, es sieht äußerst lächerlich aus, wenn ich zu irisher Musim Hop!One!Two! durch die Gegend hüpfe- bei der ersten lesson hab ich unfreiwillig gleich mal ein Solo aus den hinteren Reihen nach vorne hingelegt. Selbst jetzt bekommt Kathrin noch Lachkrämpfe davon. Zu meiner Verteidigung: Ich hab mich auf die Musik und das Tanzen konzentriert! Da kann ich doch nicht mitbekommen, dass wir grad gar net dran sind!
Abends schau ich dann einen Film, koche mit Freunden oder geh ins Pub. Beim ins Bettgehen stell ich mir den Wecker auf 8 Uhr.

Donnerstag:
Dank Wecker schau ich um 7:40 mal nicht auf die Uhr, sondern träum zwanzig Minuten einfach vor mich hin... himmlisch. Wenn dann der Wecker doch klingelt, quäl ich mich aus den Federn und stell mich unter die heiße Dusche. Lange. Aber nicht zu lange. Immerhin muss ich noch die neue Grey's Anatomy Folge schaffen,während dem Frühstück noch mal über die Notizen gehen,das Unizeug zusammen packen und - schon stolper ich außer Haus (das tu ich tatsächlich meistens, weil ich mich an die blöde Leiste nicht gewöhnen kann!). Dann verlauf ich mich erst mal. Das tu ich Donnerstags gerne, wenn auch nicht mehr so schlimm wie beim ersten Mal (eine 45minütige Odysse quer über den Campus, immer da, wo der Prof gerade nicht war... Ich könnte es genauer erzählen, ihr würdet euch totlachen, aber ein bisschen Würde muss ich mir ja bewahren! Ich sag nur so viel: es ist nicht lustige, ohne Grund 6 Stockwerke hochzuhetzen, nur um dann panisch wieder runterzulaufen!). Aber ich komme selbstverständlich immer pünktlich zu meiner lecture an (weil ich ja auch früh genug loslauf) und hör mir dann eine Vorlesung über das Englische Theater von Restauration (also King Charles II, wer es nicht wusste) bis Queen Victoria an (1660-1850 grob geschätzt). Nachmittags (in der Zwischenzeit wurde gegessen und wieder mal gelesen) wird diese VL in einem Seminar fortgesetzt. Leider genau in meiner Power Nap Zeit, deshalb bin ich da manchmal etwas schläfrig (obwohl das Adrenalin vom Verlaufen (JA, auch nachmittags, ihr habt ja KEINE Vorstellung, wie vertrackt diese Räume sind!) ziemlich gut anhält). Derryl, unser Prof, ist einfach zu putzig. In seinen 50gern, und das ideale Abbild des verwirrten Geistesnwissenschaftlers. Er kommt immer mit 1000 Ordnern rein, lässt sie dann erst mal fallen, bringt alles durcheinander, entschuldigt sich fortwährend... ich glaube, ihr bekommt das Bild. Heute hat er versucht, die white board mit einem Top sauber zu wischen...
Daheim hab ich dann gerade genug Zeit, um zu kochen und dann gehts am zum zweiten Chor (Disneylieder und Beatles und so! Macht mir jedes mal gute Laune!). Donnerstag ist ein guter Tag zum weggehen, immerhin wird da das Wochenende eingeleitet.

Freitag:
Siehe Montag und Mittwoch. Nur, dass ich nach dem Ausschlafen nach Canterbury reinfahre (meistens mit Nate) um mich im Tesco mit Lebensmitteln einzudecken. Letztens haben wir uns lecker-schmecker Fish and Chips geleistet. Ich bin schon so englisch!

Der Rest des Wochenendes: Schlafen, Party, Freunde, Musical-Proben, Theaterbesuche, akademisches Lesen, pleasure-lesen, Filme schauen, mit euch ewig skypen oder ICQ-schreiben....


Ansonsten hab ich noch einen praktischen Tipp für euch:
Wenn ihr in England nicht weiter auffallen wollt, dann baut möglichst oft

- lovely!
- Do I make any sense there?
- Are you alright?
- Are you happy?

in eure Sätze ein und schon klingt ihr wie die Einheimischen.
Außerdem solltet ihr -ganz anders als in Canada (für die, die gerne ihr Witze drüber reißen)- niemals die Türen offen lassen. Kann sein, dass mitten in der Nacht betrunkene Männer kommen und sich durch euer Essen im Kühlschrank und in den Schränken wühlen. Aber my french guy Roman hat uns verteidigt und die Unholde verscheucht!

Cheers