Monday, July 30, 2007

Glück und Gegenwart

Glück ist kein Geheimnis. Unglückliche Menschen sind alle gleich. Eine vor langer Zeit erlittene Verletzung, ein unerfüllter Wunsch, ein Schlag gegen den Stolz, ein durch Verachtung oder, schlimmer noch, Gleichgültigkeit erstickter erster Funke der Liebe haftet an ihnen, und so erlben sie jeden Tag nur durch einen Schleier des Gestern. Ein glücklicher Mensch blickt nicht zurück. Er blickt auch nicht nach vorn. Er lebt in der Gegenwart.
Jed Rubenfeld

Dieser Definition nach, wär ich im Moment ohne jeden Zweifel glücklich. Ich lebe jetzt und für alles andere bleibt mir keine Zeit.
Überlegt man aber genauer, dann schaue ich natürlich in die Zukunft, und ich freue mich auf meine Zeit in München.
Genauso blicke ich wehmütig nach hinten, in meine Schulzeit, die jetzt schon manchmal so weit weg scheint.
Gestern, als ich im Zug von München nach Regensburg war, saßen neben mir zwei Männer, die sich zufällig getroffen hatten. Sie waren zusammen zur Schule gegangen und fingen an, Anekdoten auszutauschen. Da kommt man schon ins Grübeln.

Ich denke, Zukunft und Vergangenheit gehören auch zum Glück, denn wer sich mit den beiden nicht ausgesöhnt hat, kann auch im Jetzt nicht leben. Doch existieren sollten wir tatsächlich in der Gegenwart, denn da gehören wir hin.

Bei mir läuft eigentlich zur Zeit alles rund: Seit gestern habe ich ein tolles Zimmer in einer sehr netten WG (endlich endlich endlich!). Ich glaub, da wird mir der Einstieg gut gelingen. In 1,5 Monaten zieh ich also weg und dann bin ich Studentin. Wahnsinn.
Natürlich hab ich mich wieder ein bisschen blamiert, auf dem Weg nach München. Aber sonst wäre ich nicht ich, und meine Freunde hätten nichts mehr zu lachen. Es ist schon gut so.
Diese Woche fahr ich nochmal hin und unterschreib den Mietvertrag, mess das Zimmer aus und lerne meine Mitbewohnerin noch ein bisschen kennen. Der dritte im Bunde wird übrigens ein Franzose sein (Ja, jetzt dürft ihr neidisch sein! Ich werde mein Französisch wieder auf Vordermann bringen können!)

Gerade eben habe ich mir Winamp runtergeladen und bin dabei, alle meine CDs da drauf zu tun. Hier einen besonderen Dank an Tobi, der sich, obwohl im Klausurenstress, die Zeit nahm, mir Trottel alles genau zu erklären. Per Telefon, was noch schwieriger ist. Vor allem bei mir technischen Idioten. Also, Danke Tobi.
Dazu höre ich Musik von Olli Schulz und der Hund Marie, was gerade sehr zu meiner Stimmung passt. Alles schön, alles gut.

Freitag (oder so, bin mir nicht ganz sicher) flieg ich ja nach Kanada und sehe meine Familie mal wieder. Ehrlich war, zwei Cousins hab ich noch nie gesehen und einen nur einmal vor etlichen Jahren. Ich freue mich gewaltig. Und nun, da ich nicht mehr auf WG-Jagd bin, kann ich die Zeit dort auch sehr genießen (weil mich jetzt meine Mutter nicht mehr nervt!).

Eigentlich hätte ich die Zeit, noch viel mehr zu schreiben, aber leider geht mir der Stoff aus... Mein Leben ist leider nicht allzu spannend. Vor allem nicht im Moment.
Aber da ich gerade nichts zu tun hab, kann ich noch schnell schreiben, wie ich mich auf den Weg nach München blamiert habe. Schließlich könnt ihr, geschätzte Leser, dann etwas schmunzeln und somit hatte die ganze Sache auch einen Sinn:
Kennt ihr das, wenn man total verwirrt vor so einer Maschine am Bahnhof steht und irgendwelche (meistens falsche) Knöpfe drückt, obwohl das ganze total einfach ist? Aber man hat gerade so viel im Kopf und ist mit den Gedanken so weit weg, dass man sich unmöglich auf so etwas triviales wie einen Fahrkartenautomaten konzentrieren kann. Also, so ging es mir. Früher oder später (das war jetzt grad lustig, eben als ich diese Worte tippte, wurden sie auch in dem Lied Wenn das Leben dich beisst gesungen) gelang es mir, zu verstehen, dass ich falsch stand, weil der blöde Automat keine 50ger nimmt. Also drehte ich mich mit viel Schwung -aufgrund meiner Genervtheit von mir selbst- um und ladete direkt auf dem Boden. Mit dem Gesicht. Da hatte ich doch glatt in meiner eigenen Welt den Kinderwagen (Gott sei Dank leer) hinter mir nicht bemerkt und war drüber gestolpert. Mehr oder weniger gestolpert, schließlich lag ich flach wie eine Flunder am Bahnhofsboden. Doch ich wär nicht ich, wenn ich mich nicht einfach wieder würdevoll erhoben hätte, den Umstehenden gewinnend zugelächelt hätte und mich langsam weiterbewegt hätte. Sehr stilvoll, wirklich.

Jetzt hab ich diesen Text so schön mit einem philosophischen Text begonnen und wie ende ich? Mit einer lustigten Geschichte. Naja, wieso auch nicht :)

No comments: