Monday, September 22, 2008

Theaterfest zu Regensburg -eine Gegendarstellung

Vorgestern begann in Regensburg nach der langen Sommerpause die neue Spielzeit des Theaters. Traditionell wurde diese mit dem allseits beliebten "Theaterfest" eingeleitet, an dem es von Früh bis Spät für Klein und Groß spannende Veranstaltungen gab.

Nun gibt es einen gewissen selbst ernannten Kritiker, der seit Jahren ein Abonnent des Theaters ist - anscheinend nur, um es danach nieder zu machen. Auch an dem Theaterfest, vor allem jedoch an der Matinée des "Freischütz" (Premiere am Sa, 26.9.), konnte er wieder mal kein gutes Haar lassen; und wie schon so oft davor entspricht seine Darstellung leider nicht der Wahrheit (sehr ironisch, klagt er doch das Theater Regensburg, und dort vor allem GMD Grüneis und die Dramaturgen, eben dieses Verbrechens an!). Die Verstümmelung der wahren Fakten könnte ihr hier --> http://www.heerrufer.de/Kommentar_'Regensburger_Wochen-Presseschau_21.09.2008'.htm nachlesen.

Durch diese unverschämte Verbreitung im Internet sehe ich mich gezwungen eine Gegendarstellung (aus rein persönlicher Sicht) zu liefern (die sich allerdings nicht nur auf diese eine Matinée beziehen wird; schließlich hatte das Fest allerhand mehr zu liefern!):

Gegen 11 Uhr Vormittags traf ich mich mit Chrissi in freudiger Erregung auf dem Bismarck-Platz, auf dem schon viele Theaterfreunde und Regensburger Familien sich tummelten. Erste Station aus dem reichhaltigen Angebot war für uns ganz klar die "Freischütz"-Matinée. Dank unserer Überpünktlichkeit war der Saal noch weitgehend leer, als wir ihn betraten und so konnten wir uns in Ruhe passende Plätze (im hinteren Drittel, jedoch mit guter Sicht) sichern. Und da hatten wir noch mal Glück gehabt, denn bevor wir uns versahen, füllte sich der Neuhaussaal bis auf beinahe den letzten Platz. Das freundliche Murmeln senkte sich beim Auftritt der Theatermacher und den einleitenden Worten der Musikdramaturgin Christina Schmidt augenblicklich in erwartungsvolles Schweigen. Dank des mit ausgestellten Bühnenbildmodells konnte der Regisseur Raik Knorscheidt recht gut seine Inszenierungsgedanken formulieren, die hauptsächlich auf den "Angstgedanken" basieren. Auch seine Überlegungen zu den Personen und den Ort waren sehr überzeugend dargelegt und durchaus stimmig. Die Entstehungsgeschichte wurde durch Ausschnitte der Korrespondenz von Weber und seiner Verlobten (gelesen vom Schauspieler Philipp Eckelmann) unheimlich lebhaft vermittelt. Weitere Auflockerungen waren ganz klar die fabelhaft gesungenen Arien, die ein besonderer Ohrenschmaus waren (Markus Ahme als Max, Katharina Leitgeb als Agathe und Michael Berner als Kilian). Als sich nun Frau Schmidt an den GMD Raoul Grüneis mit einer Frage zur Musik wandte, musste dieser leider eine Antwort verweigern. Als Grund wurde folgender angegeben: Auf einem Rezensionsblog wäre seit Jahren "Dreck" über die Inszenierungen der Häuser des Regensburger Theaters verbreitet worden. Dies sei nichts ungewöhnliches in der virtuellen Welt, es gäbe jedoch Grenzen, die nun überschritten worden seien: Niemand -sei es nun der Intendant, der GMD oder die Dramaturgen- müsse sich nachsagen lassen, dass er "Lug und Trug" verbreite und auch die Behauptung, die Matinéen seien reine Farce könne man nicht auf sich beruhen lassen. Deshalb zog Grüneis mutig die Konsequent keine Fragen mehr zu beantworten, bis eine Entschuldigung vom besagten "Übeltäter" vorzuweisen wäre. Nun, beim Heerrufer ist zu lesen, dass das Publikum "keinerlei Regung" zeigte; ja, es wird sogar vorgeschlagen, dass die Zuschauer "schweigend mit dem Schreiber der kritischen Zeilen überein[stimmten]". Selbst wenn die Anwesenden tatsächlich keinen Laut von sich gegeben hätten, so lässt der Autor der zweifelhaften Kritik die Möglichkeit, dass das Publikum von so einer Dreistigkeit (Vorsicht: Nicht die des GMDs, sondern des Kritikers!) wortlos schockiert war, unter den Tisch fallen. Jedoch stimmten die Theaterfreunde nach Raoul Grüneis' Erklärung heftigen Applaus an und viele Köpfe (darunter auch meiner) nickten zustimmend. Ich bin der Meinung, dass niemand weiter auf eine Ausführung der Musikalischen Umsetzung drängte, weil der Grund für alle driftig genug war.
Nach dieser wunderbaren Einführung wollten Chrissi und ich eigentlich gerne zu Roman Blumenschein in den Aufzug (ja, ihr lest ganz richtig!) um einer Lesung von Thomas Bernhard Texten zu lauschen, jedoch brauchten unsere grummelnden Mägen erst einmal eine heiße Schokolade und eine Muffin bzw. einen Kuchen zur Besänftigung. Dafür kamen wir allerdings kurz aus Versehen in den Genuss von "Rozznjogd", das gerade im Damen-WC Vorstellung hielt. Ein wenig verwirrt verließen wir die sanitäre Anlage, lachten jedoch später herzlich, als wir begriffen, in was wir da eigentlich hineingeraten waren (erste Reaktion war eher: Warum sind da Männer auf dem Frauenklo?!). Sehr leid tat uns allerdings, dass wir das Kinderstück "Hexe Hillary geht in die Oper" nicht sehen konnten, da es sich einfach zu süß anhört! Vielleicht kommt es ja ein andermal dazu.
Nach unserem kleinen Ausflug in ein nahe gelegenes Café besuchten wir Probeausschnitte aus Olaf Schmidts Ballettinszenierung "Hundert Jahre Einsamkeit". Gigantisch. Eindrucksvoll. Berührend. Gänsehaut. Was soll ich mehr sagen als: Schaut es euch an, auch wenn ihr kein Ballettfan seid! Ihr werdet staunen!
Relativ knapp schafften wir es dann zur "Dreigroschenoper"-Matinée, aber auch hier ergatterten wir noch einigermaßen gute Sitze. Auch hier gelang es den Verantwortlichen (Regisseurin Wüllenweber, Musikalischer Leiter Jochen Kilian, Chefdramaturgin Bernau und den Schauspielern Paul Kaiser, Nikola Norgauer, Doris Dubiel, Florian Münzer, Oliver Severin und Gabriele Fischer) einen eindrucksvollen Einblick in die kommende Inszenierung zu leisten. Frau Wüllenweber bemühte sich, nicht allzuviel vorwegzunehmen: Sie befriedigte die Wissbegier der Anwesenden ohne die Spannung zu nehmen. Ich denke, dass man auch hier eine gelungene und stimmige Inszenierung erwarten darf! Das Konzept scheint sehr rund und auch die Schauspieler (die ich ja durch die "Blaue Donau" nun doch etwas besser kenne) sind passend gewählt. Es freute mich, dass die Regensburger dieser Veranstaltung so zahlreich zuströmten und sogar Stehplätze in Kauf nahmen!
Währendessen fanden natürlich an anderen Orten weitere Unterhaltungsmöglichkeiten geliefert wie z.B. das "Traumfresserchen", Lesungen, Kinderschminken, die Band "Raindrops" uvm.

Abends fand dann das alljährliche Highlight statt: Das Willkommenskonzert! Beiträge aus dem "Freischütz", aus "Manon Lescaut", aus der "Dreigroschenoper", aus "Hundert Jahre Einsamkeit", "Land des Lächelns", "Andrea Chénier" und "Le nozze di Figaro", schön durch die Moderation von Ernö Weil, Friederika Bernau, Christina Schmidt und Olaf Schmidt, bereiteten Gänsehautfeeling, das man nicht so schnell vergisst. Ein sehr unterhaltsamer Abend, der nicht nur lange im Gedächtnis bleiben wird, sondern vor allem auch Lust auf mehr macht. Gut, dass die Spielzeit 98/09 nun wieder beginnt...

1 comment:

Anonymous said...

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